Für alle, die sich noch nicht intensiv mit dem genetischen Aspekt der Hundezucht beschäftigt haben, hier die Erklärung für diesen Erbgang:
Für jedes Merkmal, das durch einen einfachen rezessiv/dominanten Erbgang vererbt wird, ist ein Genpaar verantwortlich (im Gegensatz zum polygenen Erbgang, bei dem mehrere, verschiedene Gene von Nützen sind, um dieses Merkmal zu bewirken). Dieses Genpaar setzt sich aus zwei Einzelgenen zusammen, von denen eines vom Vater und eines von der Mutter an den betreffenden Nachkommen weitergegeben wurde.
Um die Beziehung von Genen zueinander auszudrücken, die ein Merkmal bewirken, nennt man sie Allele Gene oder Einzel-Gen Allel. Die Durchsetzungskraft dieser Allele muss nicht gleich groß sein. Dies sei an einem Beispiel dargestellt.
Ein Hund, der von seinem Vater an dem Genort für Haarart ein langhaariges Allel und von der Mutter ein kurzhaariges Allel erhalten hat, zeigt selbst nicht eine Haarart, die genau zwischen Lang- und Kurzhaar liegt, sondern er ist entweder lang- oder kurzhaarig. Also muss eines dieser beiden Allele stärker = dominant sein. Das schwächere von beiden nennt man rezessiv. Um dieses Kräfteverhältnis in der genetischen Formelsprache auszudrücken, werden dominantes Durchsetzungsvermögen in Grossbuchstaben und rezessives Durchsetzungsvermögen in Kleinbuchstaben dargestellt.Er ist dominant reinerbig, d.h. er hat von beiden Eltern für diese Eigenschaft ein dominantes Allel erhalten (und zeigt somit die Eigenschaft, die das dominante Allel bewirkt)
Er ist rezessiv reinerbig, d.h. er hat von beiden Eltern für diese Eigenschaft ein rezessives Allel erhalten (und zeigt somit die Eigenschaft, die das rezessive Allel bewirkt)Mischerbig,also ein Allel dominant Langhaar = L und ein Allel rezessiv Kurzhaar = k, so dass LK vorliegt, was optisch einen langhaarigen Havaneser ergibt, der aber kurzhaarige Nachkommen erbringen kann, wenn er mit einem entsprechenden Partner verpaart wird.
Wenn wir jetzt Havaneser züchten, gibt es theoretisch (!) sechs Verpaarungsmöglichkeiten:
Reinerbig Langhaar mit Reinerbig Langhaar LL x LL
Mögliche Kombinationen: LL LL LL LL Ergibt zu 100% reinerbig langhaarige Havaneser(Reinerbig) Stockhaar mit (Reinerbig) Stockhaar kk x kk
Mögliche Kombinationen: kk kk kk kk Ergibt zu 100% (reinerbig) stockhaarige Havaneser. Dies war die Versuchspaarung.
Reinerbig Langhaar mit mischerbig Langhaar LL x Lk
Mögliche Kombinationen: LL Lk LL Lk Ergibt: 100% optisch langhaarige Havaneser, von denen die Hälfte (50%) reinerbig, die andere Hälfte (50%) mischerbig ist.
Mischerbig Langhaar mit mischerbig Langhaar Lk x Lk
Mögliche Kombinationen: LL Lk Lk kk Ergibt: 25% reinerbig langhaarige Havaneser, 50% mischerbig langhaarige Havaneser und 25% (reinerbig) kurzhaarige Havaneser.
Reinerbig Langhaar mit (reinerbig) Kurzhaar LL x kk
Mögliche Kombinationen: Lk Lk Lk Lk Ergibt: 100% mischerbig langhaarige Havaneser
Mischerbig Langhaar mit (reinerbig) Kurzhaar Lk x kk
Mögliche Kombinationen: Lk Lk kk kk Ergibt: 50% mischerbig langhaarige und 50% (reinerbig) kurzhaarige Havaneser
Die Prozentangaben für die resultierenden Nachkommen ergeben sich jedoch nicht pro Wurf, sondern sie sind hochgerechnet auf das gesamte Zuchtgeschehen. Rezessive Gene können über viele Generationen hinweg unbemerkt mitgetragen werden, denn sie können nur in Erscheinung treten, wenn zwei mischerbige Tiere miteinander verpaart werden. Und auch dann muss nicht zwangsläufig ein reinerbig rezessiver Nachkomme im Wurf auftauchen. Ob ein Havaneser reinerbig langhaarig ist, lässt sich nie mit Sicherheit sagen (auch eine Inzestverpaarung würde keine Gewissheit geben). Nur eines ist sicher: Fallen einmal stockhaarige Nachkommen in einem Wurf, dann sind beide Elternteile mischerbig. Zum jetzigen Zeitpunkt wird und kann der VK keine Zuchtauslesemaßnahmen für mischerbige Havaneser ergreifen. Es müssten ganze Linien herausgenommen werden, und ein erbgesunder Weiterbestand der Rasse wäre damit ernsthaft gefährdet. Da stockhaarige Havaneser zwar nicht dem Standard entsprechen (und deswegen auch nie zur Zucht eingesetzt werden können), aber in ihrer Funktion in keinster Weise beeinträchtigt sind, richtet ihr Vorkommen im Moment weniger Schaden für die Rasse an, als ein Zuchtverbot für erkannt mischerbige Tiere. Es liegt also derzeit in der Verantwortung der Züchter, vor jeder Verpaarung die Ahnentafeln der Zuchtpartner auf ein mögliches Zusammentreffen von mischerbigen Ahnen hin zu
Links zu weiteren Langhaar-Rassen mit Kurzhaar-Nachkommen
Fotos (Copyright Sabine Steinmann)
Kurzhaar Shih Tzu
Kurzhaar Löwchen
Kurzhaar Lhasas Apso
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